Frühjahr 2018: Till-Moyland – Arnheim

Jakobsweg bei Kleve am Niederrhein | © Foto Gustav Sommer
Grabmahl des Prinzen Johann Moritz von Nassau Siegen Statthalter des grossen Kurfürsten von 1647-1679 in Cleve | © Foto Gustav Sommer

Heute ist Sonntag und wir schlafen etwas länger. Nach dem Frühstück holen wir gegen 9:45 Uhr unsere Räder aus dem Unterstand. Wir satteln bei viel versprechenden 14 °C auf. Über Wirtschaftswege erreichen wir die Via Romana und die 2-Länder-Route (2LR) bevor wir erneut dem Rheinischen Jakobsweg Richtung Kleve folgen. Später folgen wir dem Deich-Pilgerweg entlang des Rheins Richtung Millingen. Kurz nach Millingen erleben wir eine kilometertreibende Überraschung.

Till-Moyland – Arnheim

Till-Moyland, Bedburg-Hau, Kleve, Rindern, Bimmen, Milligen, Nijmegen, Lend, Arnheim

Die Sonne versteckt sich am Morgen hinter den Schleierwolken und dem Hochnebel. Das Schloss Moyland lassen wir links liegen, queren die B57, passieren den Ort Bedburg-Hau und kreuzen den Pilgerweg der am „Grabmahl des Prinzen Johann Moritz von Nassau-Siegen Statthalter des grossen Kurfürsten von 1647-1679 in Cleve“ vorbeiführt. Nach einem hier am Niederrhein eher seltenem kräftigen Anstieg erreichen wir die Stiftskirche Mariä Himmelfahrt in der Klever Oberstadt. Wir kommen kurz vor der Kirche mit einem rüstigen 90-jährigen ins Gespräch.  In der Kirche geht ein Kommunions-Gottestdienst zu Ende. In der Sakristei erhalten wir vom Priester und Küster ein Stempel für unseren Pilgerausweis.

Durch die am heutigen Sonntag leere Fußgängerzone fahren wir wieder runter ins Tal und machen im Schatten der weithin sichtbaren Schwanenburg beim Italiener eine Trinkpause.

Entlang des Forstgartens steuern wir an der Wasserburg Rindern vorbei über schöne Rad- Waldwege und durch eine gefällige Wasser- und Sumpf-Landschaft auf den Ort Rindern zu. Bei Tageskilometer 20 km erreichen wir den malerischen und auch bei anderen Radfahren beliebten Griethausener Altrhein. Die Fahrt auf dem Deich ist wunderschön – fast kein Wind und die Sonne kommt durch. Die Temperaturen steigen an diesem Aprilsonntag auf sommerliche 25 °C.  Nach rund vier Kilometern wird das stehende Gewässer an den Rhein angebunden. Wir fahren auf dem Pilgerweg am Deich weiter und passieren kurz nach Bimmen die grüne deutsch/niederländische Grenze und schon sind wir in Millingen aan de Rijn. Hier bekommt der Rhein den Namen Waal. Es geht nun auf einem sehr schönen Radweg an dem großen Strom entlang. Dabei wird uns mal wieder bewusst wie viele Binnenschiffe den Rhein pardon Waal befahren.

Bei Tageskilometer 29,5 km wollten wir via Fähre aufs andere Ufer. Aber von der Fähre ist weit und breit nix zu sehen. Ein kleines Schild klärt uns auf, das der Fährbetrieb erst im Mai beginnt. Mist – das hatte ich nicht erwartet, zumal wir die Personenfähre in Millingen gerade noch gesehen hatten. Wir entscheiden einen Umweg über Nijmegen zu nehmen und dort über die Brücke den Rhein/Waal zu überqueren – ein knackiger Umweg von rund 20 km, wie sich später herausstellte. Walli ist begeistert.

Wie so oft in den Berichten der heutigen Pilger zu lesen, sind die Umwege manchmal die schönsten Wegstrecken. Das trifft auch auf uns heute zu. Erst geht hier im Gelderland es über verschlungene Pfade durch das Naturschutzgebiet Millingerwaard. Die Orientierung gelingt uns durch das holländische Knotensystem auf Anhieb. Die leichten Zweifel den richtigen Weg nach Njimegen und weiter nach Arnheim zu finden sind schnell überwunden. Gott sei Dank hatte ich mich über das System im Vorfeld informiert. Damit kann man/frau wunderbar improvisieren, wenn die geplante GPX-Route nicht klappt.

Die Strecke schlängelt sich auf den Deichen zäh dahin. Die schmalen Deichwege werden auch von PKWs und knatternden Zweirädern befahren. Die Holländer stört das offensichtlich nicht. Sie fahren munter meist nebeneinander weiter und lassen sich durch den motorisierten Verkehr nicht beeindrucken oder gar an den Rand drängen. Wir müssen uns an die Situation irgendwie erst gewöhnen.

Die Sonne brennt – man  könnte denken es ist Hochsommer. Der Po meldet sich und unsere Wasservorräte schmelzen dahin. Nach knapp 46 Tageskilometern erreichen wir hoch über unseren Köpfen die ca. 1,6 km lange Brücke N325 über Waal und Spiegelwaal. Wir sind schon ziemlich ausgepowert als wir uns die Auffahrt zur Brücke hochschlängeln. Aber dann geht’s flott über die Brücke auf den gegenüberliegenden Trabantenort Lend.

Was wir nun kilometerlang an modernen und gefälligem Wohnraum, gepaart mit einer tollen Infrastruktur sehen, die dem Fahrrad eindeutig den Vorrang gibt, begeistert uns.

Als wir am Rande der Stadt sicherheitshalber nach dem Weg fragen, schickt uns eine freundliches holländische Ehepaar auf den Fahrrad-Schnellweg Nijmegen – Arnheim. Einen toller Tipp. Auf der zweispurigen Fahrradtrasse mit dem speziellen roten, sehr ebenen Belag rollen die Räder fast von alleine. Genau das richtige für unsere müden Beine und unsere strapazierte Hintern am Ende dieses Tages.

Die „Fahrradautobahn“ führt uns fast bis in die Innenstadt. Die Fußgängerzone ist hier auch an diesem Sonntag sehr belebt. Viele Geschäfte schliessen gerade und die Lokale sind bei bestem Wetter gut besucht. Auch wir machen etwas erschöpft in der City nun unsere längst überfällige Trinkpause.

Wir schieben zum Schluss unsere Räder die letzten 250 m bis zu unserer B&B-Unterkunft, die zu einem Steakrestaurant gehört. Der Wirt ist sehr freundlich und trägt mit mir über eine typische schmale Treppe das Gepäck in unser Zimmer im ersten Stock – während Walli bei den Fahrrädern bleibt.

In Sichtweite liegt der Bahnhof Arnhem Centraal, wo wir unsere Räder kostenlos unterbringen. Wir staunen nicht schlecht! Hier zeigen die Holländer wie man Infrastrukturen zukunftsorientiert bauen kann. Für uns erneut, wie im Fahrradparadies. Wir sind begeistert. Hier ist richtig was los. Und alles klappt schnell und tadellos. Es gibt u.a. 4.800 kostenlose Fahrrad-Stellplätze. Hier könnten die autoindustriehörigen deutschen Verkehrspolitiker viel lernen.

Zum Abendessen belohnen wir uns mit lecker gegrillten Spareribs, die auf dem Tisch mit Holzkohle warm gehalten werden. Das gute Essen und das obergärige Bier aus dem Hahn lässt die Po-Schmerzen der heutigen – für uns – zu langen Tour wieder im Hintergrund verschwinden.

Tacho Logbuch Tag 02

Frühjahr 2018: Sonntag, 08. April 2018

Kilometerstand Patria-Delta: 621 km

Reale Tagesetappe 66 Fahrrad-Kilometer

Realer Tourauflauf 116 Fahrrad-Kilometer

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Fazit

Schon am ersten Tag in Holland zeigt sich für uns: Die Niederlande sind eine wahres Fahrradparadies. Wir „erfahren“ eine durchdachte Infrastruktur mit dem Knotenpunktsystem und der überzeugenden Straßenführung in den Neubaugebieten sowie der Schnellstrecke Nijmegen-Arnheim und nicht zuletzt mit dem wegweisenden Arnhem Centraal.

Morgen geht’s weiter in Richtung Norden nach Apeldoorn.

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Unterkunft

B&B ‚t Nieuwe Plein
Nieuweplein 22A
Arnhem, 6811 KR
Netherlands

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Bilder des Tages

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Hilfe: Gallery

Aufsatteln Till-Moyland
Pilgerweg bei Kleve
Pilgerweg bei Kleve
Pilgerweg
Pilgerweg bei Kleve
Pilgerweg bei Kleve
Pilgerweg bei Kleve
Begegnung in Kleve
Stiftskirche Kleve
Stiftskirche Kleve
Stiftskirche Kleve
Stiftskirche Kleve
Schwanenburg
Schwanenburg in Kleve
Schwanenburg
Schwanenburg in Kleve
Griethauser Altrhein
Fahrrad Schnellweg Nijwegen.Arnheim
Millingen aan de Rijn
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Etappe HGB02 Till-Arnheim

66 Fahrradkilometer

Till-Moyland, Kleve, Njimegen, Arnheim

Hilfe: WP GPX Maps

Gesamtstrecke: 65442 m
Maximale Höhe: 72 m
Minimale Höhe: 36 m
Gesamtanstieg: 222 m
Gesamtabstieg: -199 m
Gesamtzeit: 09:12:30
Download file: Etappe HGB02real Till-Arnheim.gpx

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