Vorgeschichte
Auf einer meiner entschleunigten Trainingstouren am 17. Mai (63 km, 262 hm) habe ich mich von der 3 Flüsse-Route inspirieren lassen und mich am Rundkurs Ost (Hünxe – Gahlen – Schermbeck – Erle – Raesfeld – Schermbeck – Drevenack – Hünxe) orientiert:
Hilfe: WP GPX Maps
Maximale Höhe: 64 m
Minimale Höhe: 22 m
Gesamtanstieg: 272 m
Gesamtabstieg: -272 m
Gesamtzeit: 08:02:17
Bilder vom 17. Mai 2017 – 3 Flüsse-Route, Rundkurs Ost
Hinweis: Wenn Sie zufällig abgebildet sein sollten, stellen wir Ihnen das Foto / die Fotos, auf denen Sie selbst zu sehen sind, für Ihre privaten Zwecke gern kostenlos zur Verfügung und – auf Ihren Wunsch hin – löschen wir solche Bilder natürlich sofort. Benutzen Sie dazu die Kontakt-Seite.
20170517 3 Flüsse-Route, Rundkurs Ost
Es knackt immer heftiger
Eine an und für sich sehr angenehme Tour bei bestem Wetter, interessanten Begegnungen und geöffneten Biergärten. Auch die Straßenoberflächen sind überwiegend asphaltiert und ich komme im Laufe des Tages immer wieder durch sehr ruhige Streckenabschnitte.
Mit ruhig meine ich im wahrsten Sinne des Wortes tatsächlich leise. Oft ist kein Auto, kein Schiff, kein Flugzeug, kein Mountenbiker mit Abrollgeräuschen zu hören selbst die sirrende E-Bikes überholen mich nur selten heute Morgen. Oft höre ich nur mich selbst und meine leisen Abrollgeräusche vom Trecking-Fahrrad. Wenn da nicht, …
Ja, wenn da nicht ein immer deutlicher wahrnehmbares Knacken wäre. Ok, meine Knochen sind es nicht. Es ist natürlich mein Fahrrad – aber nur wenn ich kurbele. Das kann natürlich alles mögliche am Rad sein: zum Beispiel der Lenker, die Pedale, der Sattel, die Sattelstütze, der Gepäckträger, irgendwelche losen Schrauben und natürlich könnte auch das Tretlager defekt sein – so geht es mir immer wieder durch den Kopf.
Keine leichte Diagnose – und in kürze geht unsere 77-tägige Tour los: „mit dem Fahrrad auf den Spuren der Jakobspilger“. Ja und in der Werkstatt des Fahrradladen meines Vertrauens ist zur Zeit der Bär los. – Mist!
So ein schöner Tag und dann dieses Knacken. Ich versuche das Knacken weg zu meditieren. Das klappt eine Weile halbwegs. Endlich eine Schotterstrecke das Knacken ist nicht mehr zu hören. Aber da geht’s bergauf und das Knacken ist unter Last wieder lauter als zuvor.
Das Knacken lässt keine wirklich Ruhe aufkommen, es sei denn es geht bergab. In Gedanken gehe ich die Möglichkeiten durch: Nein der Sattel ist es nicht, der ist ja auch neu und wenn ich aus dem Sattel steige und weiter trampele knackt’s munter weiter. Nein, die Pedale können es nicht sein, die habe ich doch gerade ausgewechselt. Ja, die Feder-Sattelstütze hat auch schon mal ordentlich geknackt. Ich erinnere mich. Auf meiner Pilgertour 2015 hat eine total netter Schrauber am Wochenende direkt am Rhein seinen Laden mit Werkstatt offen gehabt und meine Federstütze ordentlich gefettet. Danach war das Knacken damals weg.
Da kommt eine Bank. Ich mache eine Trinkpause und stelle mein Fahrrad direkt vor mich. Mit den Augen scanne ich jede Schraube ab. Und schaue mir auch alle Verbindungen an. Als nächstes taste ich alles sorgfältig ab. Hm, wenn ich die Kurbel am Pedal 90° zur Fahrrichtung zu bewegen versuche, gibt sie ca 1 mm nach. Mit anderen Worten, das Tretlager hat offensichtlich etwas Spiel. Das darf nicht sein. Da muss ich heute Abend noch mal meinen Freund Googel fragen.
Wieder entspannt setze ich meine heutige Tour fort und am Abend zu Hause bemühe ich Youtube und Googel zum Thema Tretlager. Dann steht mein Entschluss fest: Ich tausche das Tretlager selber aus. Ich habe zwar noch nie ein Tretlager gewechselt aber nach dem ich die unterstehenden Videos gesehen habe und ich mir noch mal die derzeitige Auslastung meiner Werkstatt vor Augen halte, scheint das ein gangbarer Weg zu sein. Das wird bestimmt nicht wirtschaftlich im Vergleich zur Werkstatt; aber ich werde sicher reich an Erfahrungen. Außerdem bin ich nur mir selbst gegenüber verantwortlich. Und wir Rentner sollten auch weiterhin die Wirtschaft ankurbeln. Darum: Wer wagt gewinnt! 😉
Tretlager selber wechseln
Als erstes versuche ich den Typ des Lagers festzustellen. Der Hersteller gibt allerdings nur den Kurbeltyp FC-T 521 in den mir zur Verfügung stehenden Unterlagen preis. Ich finde auch ein dazu passendes Innenlager namens BB-ES300. Dies stellt sich jedoch später als Irrtum heraus. Ich versuche die passenden Werkzeuge (siehe Bild 01 und Bild 02) als möglichst universelle Ausführung zu besorgen. Das klappt prinzipiell. Freitag habe ich die für die Demontage notwendigen Werkzeuge zusammen.
Bei der Demontage wird klar welches Lager ich brauche es ist ein SM-BB51. Der kompatible Nachfolgetyp ist ein SM-BB52.
Shimano Deore Tretlager SM-BB52 Hollowtech II
für Shimano MTB-/ATB-Tretlager mit integrierter Achse Ø 24 mm
- passend für Tretlager-Gehäusebreite 68/73 mm
- BSA (1,37 x 24) Gewinde
- Gewicht: ca. 100 g
- inkl. 3 Spacer (Ausgleichs- und Abstandsringe für 68 mm Gehäuse)
Nach dem heutigen Frühstück besorge ich mir das Teil bei einem größeren Händler in Bocholt.
Werkzeuge für Tretlager-Typ Hollowtech II
Die benötigten Werkzeuge habe ich zusammen (siehe Bild 01 und Bild 02)
- Kurbelkappenwerkzeug zur Montage/Demontage der linken „Sternkappe“ von Hollowtech II-Kurbel
- Hollowtech II Lagerschalenwerkzeug mit 1/2″-Knarrenanschluss
- Drehmomentschlüssel 20 – 100 Nm (40 Nm) 1/2″-Knarrenanschluss
- Drehmomentschlüssel 4-20 Nm (12 Nm) 1/4″-Knarrenanschluss
- Innensechskant Inbus-Schlüssel 4
- Innensechskant Inbus-Schlüssel 5
- Reinigungswerkzeuge, Stahlwolle, Lappen
- Montage- und Dichtungs-Fett
Kurbel ausbauen
Als erstes löst man/frau die beiden Inbus-Schrauben an der linken Kurbel und hebt dem Sicherungsriegel an. Nun mit dem kleinen Kurbelabdeckungswekzeug die Kurbelabdeckung herausschrauben (siehe Bild 03 bis Bild 05).
Dann lässt sich die linke Kurbel abziehen. Beim Abziehen gerade Bewegung – ohne zu verkannten – von Hand ausführen.
Die rechte Kurbel mit befestigter Achse und ggf. Kettenschutzhalter ebenfalls von Hand unverkanntet abziehen und Kette vorher raus heben und sichern.
Kurbel und Kettenschutzhalter gründlich reinigen und – nicht zu sparsam – neu einfetten.
Tretlager ausbauen
Als erstes die Schraube der Zugführung am Tretlagergehäuse während der Montage lockern. (siehe Bild 06 und Bild 07)
Mit Hilfe des Hollowtech II Lagerschalenwerkzeuges und einer Ratsche mit 1/2″-Anschluss oder dem Drehmomentschlüssel entgegengesetzt zur aufgedruckten Pfeilrichtung die Lagerschalen vollständig lösen und das komplette Lager mit den Spacern ausbauen.
Unbedingt auf korrekten Sitz des Hollowtech II Lagerschalenwerkzeuges auf den Nuten der Lagerschale während des Aufschraubens achten !
Tretlager einbauen
Zum Korrosionsschutz und zur Erleichterung der Montage und Demontage das Tretlager-Gehäuse sehr gründlich reinigen und – nicht zu sparsam – neu einfetten.
Auch das neue Tretlager im Bereich der Gewinde und der Verbindugsstellen gründlich einfetten.
Bei 68 mm Tretlagergehäuse zwei Spacer und den Kettenschutzhalter auf der Antriebsseite (R) aufschieben und in aufgedruckter Pfeilrichtung zunächst das Lager (R) mit aufgestecktem Kunststoffrohr auf der Antriebsseite sehr vorsichtig und nicht verkanntet von Hand einschrauben. Anschließend ebenfalls von Hand mit Hilfe des vorsichtig aufgesteckten Lagerschalenwerkzeugs weiter drehen und dabei den Kettenschutzhalter ausrichten.
Die zweite Lagerschale (L) ebenfalls am Gewinde gründlich und sorgfältig einfetten. Anschließend beim 68 mm Gehäuse einen mit dem Lager gelieferten Spacer aufschieben und die Lagerschale (L) in das Tretlager-Gehäuse ebenfalls sehr vorsichtig und nicht verkanntet von Hand einschrauben. Anschließend auch hier auf der Nicht-Antriebsseite von Hand mit Hilfe des vorsichtig aufgesteckten Lagerschalenwerkzeugs weiter drehen.
Den Drehmomentschlüssel auf 40 Nm arretieren und mit dem Lagerschalenwerkzeug auf beiden Seiten auf 40 Nm festziehen, (siehe Bild 08 und Bild 09). Bitte sorgfältig auf den korrekten Sitz des Lagerschalenwerkzeugs auf der Lagerschale achten!
Zum Schluss das überschüssige Fett abwischen.
Kurbel einbauen
Die gefettete Kurbel der Antriebsseite mit dem Zahnkranz und der integrierten Achse einschieben und dabei die Kette auf das kleinste Zahnrad aufsetzen.
Auf vollständigen Einschub der Kurbel auf der Antriebsseite achten. (siehe Bild 11)
Auf der Nicht-Antriebsseite die gefettete Kurbel aufsetzen und dann mit Hilfe des Kurbelkappenwerkzeug die Kurpelkappe von Hand auf ca. 1,5 Nm leicht anziehen.
Nun die Sicherungslasche herunter drücken und die beiden Inbusschrauben an der Kurbel abwechselnd und schrittweise auf 12 Nm anziehen.
Einwandfreien Lauf der Kette und der Kurbel prüfen. Ggf. Kettenschutz anschrauben und berührungsfreien Lauf testen.
Probefahrt bergauf und starker Antritt ohne Knacken – wunderbar!
Tretlager Montage-Bilder
Hinweis: Wenn Sie zufällig abgebildet sein sollten, stellen wir Ihnen das Foto / die Fotos, auf denen Sie selbst zu sehen sind, für Ihre privaten Zwecke gern kostenlos zur Verfügung und – auf Ihren Wunsch hin – löschen wir solche Bilder natürlich sofort. Benutzen Sie dazu die Kontakt-Seite.
20170519-20 Tretlager
Kurbel- und Tretlager- Montage-Video
Zwei ausgezeichnete Videos zum Thema von Grinsgesicht
Updates
Update 20. Mai 2017 Sattelstütze
Parallel gefederte Sattelstütze bis 150 kg eingebaut und erprobt …
by.schulz G.1 Urban Federsattelstütze Ø27,2mm schwarz (Länge 400mm)
siehe Bild 21 bis Bild 24
Update 21. Mai 2017 Sonntagsrunden
Schaltung und Umwerfer nachjustuiert / eingestellt
11 km Kanalrunde: alles ok bis auf leises Klicken unter starkem Antritt vermutlich vom Sattel
27 km Biergartenrunde: alles ok bis auf leises Klicken unter starkem Antritt vermutlich vom Sattel
Update 22. Mai 2017 klick- und knackfreie Biergartenrunde
Montage der Sattelstütze korrigiert: siehe Bild 24
Fazit „Kaum macht man’s richtig, verschwindet auch das letze Klicken!
24 km Biergartenrunde: alles ok, nun klick- und knackfrei!!!
[…] Haare sind kurz oder ab. Der Bart ist gestutzt. Die Fahrräder sind gewartet. Selbst mein Tretlager habe ich noch im letzten Moment gewechselt. Die Vorbereitungen zum Packen laufen an. Wir wollen mit […]
[…] gefederte Sattelstütze G.1 […]