Gestern Abend hatten wir von unserem Zimmerfenster aus noch eine wunderbare Fernsicht; heute morgen begrüßt uns hier oben auf 1.402 m über NN eine dicke Suppe – fetter Nebel!
Wir erreichen am heutigen Dienstag den höchsten Punkt des Camino Frances. Das Cruz de Ferro ist für uns auf 1.500 m über NN ein wichtiges Zwischenziel des Jakobsweges.
Foncebadón – Cruz de Ferro
Bei dem Nebel fehlt uns etwas die Motivation zum Aufstehen. Gegen 8 Uhr beginnt der Nebel ganz langsam zu weichen und sogar einzelne Sonnenstrahlen durchdringen den Nebel ab und zu. Jetzt aber raus aus den Federn!
Nach dem üblichen spartanischen Frühstück der spanischen Pilgerherbergen, machen wir uns an der einen oder anderen ehemaligen Herberge und an vielen neuen Unterkünften vorbei auf den Weg.
Links am Ende des Dorfes passieren wir die Ruine der Salvador-Kirche. Wir Pilgern auf einem stetig ansteigenden Panoramaweg, allerdings ist aufgrund des Nebels von Panorama nicht viel zu sehen. Dafür können wir uns an der lila blühenden Heide am Wegesrand erfreuen.
Schon von weitem erkennen wir trotz anhaltendem Nebel den nackten Baumstamm auf dem ein schmiedeeisernes Kreuz symbolträchtig thront.
Da steht es nun vor uns – das berühmte Cruz de Ferro. Auch für uns ein wichtiger Meilenstein auf unserem My Camino Projekt.
Walli und ich legen jeweils ein Symbol des Loslassens auf den Steinhaufen am Fusse des Kreuzes ab. Dankbar und demütig halten wir an der Kapelle eine Weile inne.
Cruz de Ferro – El Acebo
Vom Cruz de Ferro geht es zunächst auf einem neu ausgebesserten Pilgerweg gemütlich und langsam bergab.
Danach wird der Weg etwas ruppiger, steiniger und auch unsere geliebten Pfützen machen den Abschieg nicht leicht.
In der Nähe eines Sendemastens gibt es ein mobiles Café, eine mobile Bar.Die ist gut mit Pilgern besetzt. Auch wir nutzen die Gelegenheit und machen eine Pause.
Danach weichen wir für ein paar Kilometer auf die Landstraße aus, um uns von dem Geröll und den großen Pfützen etwas zu erholen.
Die letzten 3 km folgen wir wieder dem Pilgerweg, der allerdings noch mal alles von uns fordert
Der letzte Abstieg am Ende des Pilgertages hat es noch mal richtig in sich. Zur Belohnung gibt es allerdings wieder wunderbare Aussichten auf Ponferrada und die fernen Berge.
Trotzdem sind wir froh, dass sich Schritt für Schritt das kleine Dorf El Acebo stetig nähert. Diese letzten zwei Kilometer lange und von Geröll übersäte Passage finden wir für uns extrem schwierig. Das meint auch eine fitte Kanadierin, die mit kleinen schnellen Schritten uns überholt. Sie ruft uns noch freundlich zu: take small steps, only smal steps und ist auch schon vorbei.
Schön ist, dass die heutige Unterkunft direkt rechts am Dorfeingang liegt. Da ist unser Ruf nach dos Cañas auf der gut mit Pilgerinnen und Pilgern gefüllten Terrasse. Balsam für Körper und Seele. Ein tolles Gefühl zu sitzen und nach dem ersten Bier die nachlassenden Schmerzen in den Gelenken zu erleben – wunderbar.
Auf der fast bis auf den letzten Platz voll besetzen Terrasse sehen wir viele bekannte Gesichter. Mit zwei Pilgerinnen aus Emden kommen wir in ein angenehmes und längeres Gespräch. Wir reden über dies und das, selbstredend den Jakobsweg übers Loslassen und Scjnachern, die Nordsee und natürlich über die Schönheit sowie die Schwierigkeiten der heutigen Strecke und natürlich den Nebel heute Morgen.
Noch während unserer erfrischenden und schmerzlindernden Cañas (kleines Bier vom Fass) können wir unkompliziert einchecken,.
Das Zimmer ist groß und geräumig. Auch das Bad lässt mit seiner ebenerdigen und sehr gut funktionierenden Dusche keine Wünsche offen.
Klar dass wir zum Abendessen in unserer Unterkunft bleiben. Es gibt ein Pilgermenü. Der gemischte Salat mit Schinken, Käse und Thunfisch sowie die Spaghetti Carbonara sind als Primero schonmal ein Volltreffer. Als Hauptgericht Sekundero wählen wir Kaninchen, eine lokale Spezialität, die uns ausgezeichnet schmeckt. Als Dessert gibt es heute zwei Kugeln Vanilleeis im Glas -auch eine willkommene Abwechslung zu dem verpackten Eis der letzten Tage.
Wir essen im Freien auf der Terrasse im strahlenden Sonnenschein und bei angenehmen Temperaturen. Erst als sich zwischendurch eine Wolke vor die Sonne schiebt, ziehen wir uns auf den Balkon unseres Zimmers zurück und genießen erneut den Fernblick über den schiefergedeckten Dächern unseres Dorfes.
Am Ende des Tages sind wir froh, dass wir die Auf- und besonders die Abstiege (-1.279 hm) einigermaßen gut hingekriegt haben.
Statistik
13.9 Tageskilometer, 1.029 hm / -1.279 hm
374,2 km insgesamt
davon ca. 88,2 km Taxi/Bus und ca. 44 km Bahn.
222 km bis nach Santiago de Compostela
Fazit
Der Tag 19: nachdem sich der Nebel am Morgen verflüchtigt hatte und trotz der teilweise schwierigen Abstiege sowie der partiellen Großpfützen, ein abermals wunderbarer Pilger-Wandertag. Temperaturen und Fernsicht entwickelten sich im Laufe des Tages prächtig.
Morgen geht’s weiter nach Ponferrada.
Unterkunft
Hostal Rural La Casa del Peregrino
Calle Real, 67
El Acebo de San Miguel, 24413
Spanien
Telefon: +34 987 05 77 93
Bilder des Tages
Hinweis: Wenn Sie zufällig abgebildet sein sollten, stellen wir Ihnen das Foto / die Fotos, auf denen Sie selbst zu sehen sind, für Ihre privaten Zwecke gern kostenlos zur Verfügung und – auf Ihren Wunsch hin – löschen wir solche Bilder natürlich sofort. Benutzen Sie dazu die Kontakt-Seite.
Hilfe: Gallery
20180612 Cruz
Foncebadón – Cruz de Ferro – El Acebo
Maximale Höhe: 1502 m
Minimale Höhe: 1141 m
Gesamtanstieg: 1029 m
Gesamtabstieg: -1279 m
Gesamtzeit: 09:16:03
Hallo ihr beiden,
sind seit Montag zurück von unserer 3-wöchigen Tour auf dem Rest der Via Podiensis bis Pamplona. Es war sehr erlebnisreich.
Schön zu lesen, dass es nicht nur mit dem Rad, sondern auch zu Fuß klappt und ihr bis dato eine schöne Zeit hattet. So soll es auch weiter gehen!!
Herzliche Grüße
Peter aus Münster
Hallo Peter,
vielen Dank für Deinen Kommentar und Dein Interesse. Ja, es geht uns gut und das Laufen klappt bei mir besser als ich dachte.
Schön, dass auch Ihr Euer Projekt fortsetzen und abschliessen konntet.
Für heute beste Grüße vom Camino
Walli und Gustav