My Camino 2017 Tag 11 Pamplona – Puente la Reina

Sierra del Perdon | Foto Waltraud Sommer

Pilgerweg Camino Francés

Pamplona – Puente la Reina (Gares)

Wir haben den Wecker gestern Abend auf halb sechs gestellt. Als er klingelt ist es uns doch noch zu früh. Wir geben uns noch eine halbe Stunde. Es soll heute sehr warm werden. Deshalb wollen wir gleich nach dem Hotelfrühstück los.

Die Sierra und der Monte del Perdon sind gedanklich unsere heutigen großen Herausforderung.

Tacho Logbuch Tag 11

My Camino: Samstag, 17. Juni 2017

Pamlona – Puente la Reina 28 Fahrrad-Kilometer, 429 hm, -497 hm

Reale Tagesetappe 28 Fahrrad-Kilometer

Realer Tourauflauf 157 Fahrrad-Kilometer

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Pamplona

Eine wahrhaft sehr gutes Frühstück in einer ungewöhlichen Umgebung. Wir sitzen in einer ehemaligen Kirche.

Wir holen unsere Räder aus einem Nebenraum und satteln in der Hotelhalle auf. Das zieht die Aufmerksamkeit und das Staunen der englischen Bus-Pilger auf uns: Camino? Really? Good Luck!

Wir sitzen auf und radeln noch mal an der dreischiffigen Kathedrale und am barocken Rathaus vorbei. Wir folgen dem Camino Frances am Park La Ciudadela und an der Universität vorbei. Der doppelspurige Radweg verläuft bis zur Uni parallel zum Camino. Es geht bergab und wir kommen zügig aus der Stadt Pamplona raus.

Zwischendurch muss ich nochmal mein Vorderrad, Schutzblech und die hydraulische Felgenbremse nachjustieren, da es bei voller Inanspruchnahme der Federgabel hin und wieder noch Schleifgeräusche gibt. An einer Bank stellen wir in Ruhe die Komponenten nach.

Cizur Menor, Zizur Mayor

Dann folgen wir der NA-7027 und es geht die erste stramme Steigung ca. 1 km nach Cizur Menor hinauf. Einige Fuß-Pilger und viele Freizeitsportler sind hier parallel unterwegs. Dann geht’s entspannt die Abfahrt nach Zizur Mayor runter. Vor dem nächsten Anstieg fahren wir in die Trabantenstadt nach Zizur rein und machen nochmal eine Kaffee-Pause in einer Bäckerei. Hier ist jede Menge am Samstagmorgen los. Auch unsere Wasservorräte ergänzen wir jetzt noch mal.

Danach kehren wir zurück zum Camino. Ab jetzt folgen wir der Schotterpiste des Pilgerweges. Viele Pilger treffen wir auf diesem Abschnitt nicht, jedoch jede Menge Freitzeitsportler.

Die vielen Windkraftanlagen des Monte del Perdon sind schon vor uns in Sicht. Und wenn wir zurück schauen, sehen wir noch mal die langesteckten Ausläufer der Pyrenäen.

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Sierra und Monte del Perdon

Bei Tageskilometer 8,9 verlassen wir für eine Weile den Original-Camino und biegen auf die wenig befahrene NA-6004 ein. Die bringt uns bergab zur verkehrsarmen NA-1110. Ab hier folgen wir dem Vorschlag von Kay Wewior zur radfahrtauglichen Durchfahrt der Sierra del Perdon und dem Erklimmen des Monte del Perdon per Trekking-Rad.

Die Getreideernte ist hier und heute in vollem Gange. Selbst der Hafer ist schon sehr reif. Die Mähdrescher links und rechts des Weges machen Ihren Job. Und die voll beladenden Wagen mit fetten Traktoren davor ächzen fast genauso wie wir den Berg rauf.

Die NA-1110 ist sehr verkehrsarm und lässt sich sehr gut befahren. Die meisten Anstiege bis Astrain kriegen wir mit vielen Trinkpausen – auch bei den immer mehr ansteigenden Temperaturen > 35 °C – ganz gut hin. Meist fahren wir, gelegentlich schieben wir.

Als die Sonne am höchsten steht und die knapp drei Kilometer lange Schiebe-Strecke vor uns liegt, machen wir eine längere Pause. Dazu fahren wir in den Ort Astrain zu einer Bar, sammeln unsere Kräfte, dopen uns ausnahmsweise mit einer Cola und füllen unsere Wasservorräte abermals auf. Auch mental gelingt es uns den Kopf für die heiße Phase des heutigen Tages vorzubereiten.

Wir nehmen Anlauf und fahren den steilen Anstieg rasant an. Dann schieben wir mit Bedacht unsere Drahtesel Stück für Stück und Zug um Zug nach oben. Dabei machen wir reichlich Trink- und Atempausen. Entweder halten wir immer mal wieder im knappen Schatten oder nutzen zur Abkühlung besonders windige Stellen aus. Dabei kühlen wir Kopf, Brust, Arme und Hände zwischendurch zusätzlich mit nassen Waschlappen, die wir gestern noch in Pamplona gekauft haben. Die Piste windet sich den Bergzügen der Sierra del Perdon entgegen. Auf den bewaldeten Bergrücken reihen sich zahlreiche Windräder aneinander.  Nach knapp drei Kilometern sind wir oben am Puerto del Perdon – ohne bis an unsere letzten Grenzen gegangen zu sein.

Wir sind stolz am höchsten Punkt (677 m) zu sein und schauen in die sich vor uns auftuende weite Ebene. Außerdem freuen wir uns jetzt auf die lange Abfahrt und den kühlenden Fahrtwind.

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Puente la Reina

Kurz vor Puente la Reina fädeln wir uns wieder auf den Camino Frances ein. Schlagartig sehen wir natürlich wieder viele meist erschöpft aussehende Pilger. Es inzwischen halb drei.

Am Ortseingang neben der imposanten Kruzifix-Kirche setzen wir uns auf eine Bank und halten Inne. Wir freuen uns am Ziel zu sein und den Alto del Perdon so gut bewältigt zu haben.

Wir wollen in die Stadt fahren und eine passende Unterkunft, möglichst ein Hostel oder ein kleines Hotel suchen.

Wir passieren die ersten Herbergen. Mitten in der schmalen, mittelalterlichen Calle Major, der Hauptachse des Orts und direkt neben der Santiago-Kirche finden wir ein freies Zimmer und schlagen zu. Bevor wir die Fahrräder in den Hof stellen und das Zimmer belegen, machen wir eine lange Trinkpause.

Puente la Reina ist die berühmte Brücke, die der Stadt ihren Namen gab. Hier überquert der Weg den Fluss Agra. Auch die Jakobusfigur in der Santiago-Kirche wollen wir uns für morgen aufsparen.

Es ist halb acht und wir sitzen auf der Calle Major bei caña und vino tinto. Die Temperatur liegt noch bei über 30 °C. Es ist Samstag und die Bars und Restaurants sind voll.

Hier ist alles verteten: Pilger, Radpilger, Mütter mit kleinen Kindern, spielende Kinder, Gottesdienstbesucher, Touristen, Spanier auf Sauftour, pubertierende Teenager, Möchtegern-Machos, Eingeborene und wir. 😉

Wir bekommen allmählich Hunger. Das Frühstück liegt schon lange zurück. Leider ist offensichtlich der ehemals romantischen mittelalterlichen Gasse offensichtlich viel von Ihrem früherem Charme verloren gegangen. Der einstige Segen der Idylle hat sich teilweise zum Fluch verwandelt. Wir werden heute Abend leider auch an die schlimmsten Zeiten des Sauf-Tourismus an Rhein und Mosel im letzten Jahrhundert erinnert.

Aber es gibt sie noch – die urtümlich Lokale mit handgemachten Speisen, wenn sie auch durch die „kommerziellen Fertiggerichte-Mikrowellen-Gastronomie mit Playback-Tanzlokal“ verdrängt werden. So können wir den Abend mit einer leckeren Paella versöhnlich beschliessen.

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Fazit

Der Tag 11: Die Bezwingung des Monte del Perdon mit eigener Muskelkraft und den Fahrrädern haben wir trotz großer Hitze besser hinbekommen als gedacht. Auf die 3 km Schiebestrecke haben wir uns mental und mit ausreichenden Trinkpausen sehr gut eingestellt. Belohnt durch die lange und schöne Abfahrt kommen wir fast schon entspannt und auf jeden Fall zufrieden in Puente la Reina an.

Morgen geht’s weiter Richtung Estella. Gleich zu Beginn der Etappe erfolgt wieder ein kräftiger Anstieg.

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Unterkunft

Hostal Bidean
Calle Mayor 20
Puente la Reina
Navarra, Spanien
Telefon: +34 94833411

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Bilder des Tages

Hinweis: Wenn Sie zufällig abgebildet sein sollten, stellen wir Ihnen das Foto / die Fotos, auf denen Sie selbst zu sehen sind, für Ihre privaten Zwecke gern kostenlos zur Verfügung und – auf Ihren Wunsch hin – löschen wir solche Bilder natürlich sofort. Benutzen Sie dazu die Kontakt-Seite.

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Etappe Pamplona – Puente la Reina

2017-06-17-Pamplona-PuenteLaReina.gpx

Hilfe: WP GPX Maps

Gesamtstrecke: 27408 m
Maximale Höhe: 677 m
Minimale Höhe: 370 m
Gesamtanstieg: 428 m
Gesamtabstieg: -496 m
Gesamtzeit: 07:02:52
Download file: 2017-06-17-Pamplona-PuenteLaReina.gpx ↑ nach oben

3 Kommentare

  1. Hallo Gustav
    deine Berichte sind einfach super, und ich schwelge schon wieder in Erinnerungen. Zu mal der Anstieg auf den Alto del Perdon ist gut bei mir im Gedächtnis geblieben, auch für die Fußpilger zieht er sich unheimlich lang dahin. Man sieht die Windkrafträder und sie kommen einfach näher. Aber wenn man oben ist dann ist man einfach nur noch glücklich, so ist es mir ergangen.
    Nach dem Abstieg kam dann das nächste High­light, Eunate Iglesia de Santa Maria de Eunate. Eine Kirche aus den
    12 Jahrh. wo ich ein erlebnis gehabt habe wo ich heute noch daran arbeite.
    Nun wünsche ich euch von ganzen Herzen weiterhin einen guten Buen Camino und immer Luft in euren Reifen

    Liebe Pilgergrüße
    Hejo

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